Ein letztes Hurra für Bernie Sanders

Höchste Zeit für die linksliberale Symbolfigur, sich in die Niederlage zu fügen.

In Würde zu verlieren ist eine rare Kunst. Vor acht Jahren brauchte Hillary Clinton nach einem erbitterten Wahlkampf mehrere Wochen, um zur Einsicht zu gelangen, dass sie gegen Barack Obama chancenlos ist. Für sie platzte damals ein Traum – wie jetzt für Bernie Sanders, den Senator und deklarierten Außenseiter aus Vermont.

Nach der Niederlage bei der Vorwahl in Kalifornien, seiner letzten großen Hoffnung, gerierte er sich in Santa Monica als Polit-Missionar, als Führer einer Bewegung, der Bernie-Sanders-Revolution. Seine enthusiastischen Anhänger schwor er zu einem Kampf bis zum bitteren Ende ein, bis zum Parteitag in Philadelphia in sieben Wochen, bei dem er allerdings sein Philippi erleben wird. Die Idee, Hillary Clinton dort Super-Delegierte abspenstig machen zu können, geschweige denn ihr die Mehrheit zu entreißen, ist indes naiv und illusorisch.

Bei der letzten Primary in der Hauptstadt Washington wird die linksliberale Symbolfigur, ein Ex-Hippie, also sein letztes Hurra feiern – bei einer Kundgebung an der Mall und einem Treffen im Weißen Haus. Es sei ihm gegönnt. Sanders hat sich achtbar geschlagen, er hat der Favoritin lang die Stirn geboten und das Thema der sozialen Gerechtigkeit auf die nationale Agenda gesetzt.

Namens der Demokraten wird ihn Barack Obama aber schon heute zur Räson rufen. Der Präsident brennt bereits darauf, als Wahlhelfer Hillary Clintons gegen Donald Trump in den Wahlkampf einzugreifen – und Sanders würde die Show nur stören.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2016)

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